„Es gibt nur zwei Arten von Geschichten: vom Leben zum Tod und vom Tod zurück zu den
Lebenden“, schreibt die Fotografin Hilla Kurki zu ihren Arbeiten, deren ernster Hintergrund
in dem Versuch liegt, den Tod ihrer Schwester zu bewältigen. Durch dieses Schicksal
hatte sie das Gefühl, im Jenseits eines anderen in einer Sackgasse gefangen zu sein.
„Ich habe sie nicht nur verloren, ich habe mich selbst verloren. Die Serie ‚Von Verlust und
Leichtigkeit’ erzählt eine Geschichte, wie man sich durch Trauer navigiert.“
Hierbei spielen die Kleider der Schwester eine zentrale Rolle. Hilla Kurki untersucht daran
das Verhältnis von Erinnerungen und Materialitäten. Sie geht den Fragen nach, ob Objekte
Emotionen bergen können und ob man auf diese eingeschlossenen Emotionen zugreifen
kann, indem man in ihre Materialität eingreift. Die Künstlerin geht dabei von der Auffassung
aus, daß Kleidung als greifbares Symbol der Trauer wirkt. Wie Louise Bourgeois gezeigt
hat, sind Textilien nicht nur weich, sondern auch äußerst weiblich. Generationen von
Frauen zerschnitten die Kleider der Verstorbenen zu durchgehenden Streifen, die später
zu Teppichen gewebt wurden. In dieser Tradition thematisiert Hilla Kurki den Akt des
Schneidens: Er verläuft in ihrer Blutlinie, durch ihn wird sie wiedergeboren.
Die Bildserien beziehen ihre besondere Ästhetik auch aus der Verschiebung des Lichts,
weil sie bei Sonnenaufgang aufgenommen wurden. Sie transportieren dabei auch ein Spiel
zwischen Verletzlichkeit und Stärke, ihre Aussagen sind mehrdimensional und teilweise
äußerst subtil.
© Hilla Kurki, courtesy Gallery Taik Persons